Gymnasien erhalten GeoKoffer

Das multimediale Bildungspaket soll Schüler für Fragestellungen der modernen Industriegesellschaft sensibilisieren
Am 25. Februar 2014 erhielten das Otto-Hahn- und das Heinrich- Heine-Gymnasium in Ostfildern jeweils einen GeoKoffer. Das multimediale Lernpaket soll die Erdkundelehrer dabei unterstützen, Geologie spannend und lebendig zu vermitteln. Bei den beiden Koffern im Gesamtwert von 1 380 Euro handelte es sich um eine Spende der Holcim Kies und Beton GmbH in Stuttgart und der Esslinger E. Bayer Baustoffwerke GmbH + Co. KG.

Als Thomas Beißwenger den 14 Kilo schweren GeoKoffer öffnete, kamen 14 faustgroße, handgeschliffene Steine zum Vorschein. Der Geschäftsführer des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg e.V. (ISTE) mit Sitz in Ostfildern berichtete, dass es sich dabei um die wichtigsten Bausteine des Landes handelt. “Gneis, Granit, Posidonienschiefer, Salzstein, Buntsandstein und Porphyr, sind”, laut Beißwenger, “nur einige Beispiele für die Vielzahl an mineralischen Ressourcen, die in Baden-Württemberg vorkommen.”

Der Diplom-Biologe betonte, dass er oft mit der Aussage konfrontiert werde, dass der Südwesten über keine oder nur sehr wenige Rohstoffe verfüge. Der GeoKoffer, den der ISTE zusammen mit Vertretern des Schulgeographenverbandes, der Pädagogischen Hochschulen und des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau entwickelt habe, beweise das Gegenteil. “Steine sind eine wertvolle Ressource, die nicht nur beim Haus- und Straßenbau zum Einsatz kommt”, so Thomas Beißwenger, “sondern auch bei der Herstellung von Papier, Glas, Stahl, Teppichen, Toastbrot, Zahnpasta und anderen industriellen Anwendungen.”

Der GeoKoffer vermittelt damit wichtige Kenntnisse im Bereich der Ressourcengewinnung und -schonung, wie Jörg Bayer erklärte. “Mit ihm lässt sich der Weg der Gesteine von ihrer Entstehung bis hin zu ihrer industriellen Anwendung erklären”, so der Geschäftsführer der Bayer Baustoffwerke. “Der Koffer greift also nicht nur tektonische Phänomene, wie die Entstehung der Kontinentaldrift, des Vulkanismus oder des schwäbischen Schichtstufenlandes, sondern auch wirtschaftliche Fragestellungen.” Zum GeoKoffer gehören auch 29 laminierte Informationskarten für die Gruppenarbeit und ein USB-Stick, auf dem Präsentationen, Arbeitspapiere, Fotos und Filme gespeichert sind. Mit ihnen können die Schüler hinter die Kulissen von Steinbrüchen, Kies- und Sandgruben blicken.

“Im GeoKoffer steckt jede Menge Spannung und Abenteuer”, sagte Dr. Volker Müller. Der Rektor des Heinrich-Heine-Gymnasiums war sich sicher, dass sich das Interesse der Schüler an erdgeschichtlichen Themen so deutlich steigern lasse. Ähnlich sah es Dorothee Wetzel. “Theorie und Praxis lassen sich im Erdkundeunterricht auf diese Weise noch besser miteinander verbinden”, stellte die Schulleiterin des Otto-Hahn-Gymnasiums fest. Der GeoKoffer enthält auch zahlreiche Vorschläge für chemische und physikalische Versuche. “Dadurch wird der fächerübergreifende Unterricht gefördert”, so Wetzel weiter. “Gleichzeitig können komplexe Inhalte eingängiger vermittelt werden und die Schüler können sich den Stoff auch selbstständig erarbeiten.”

Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay (SPD) war vor allem davon begeistert, dass der GeoKoffer auch Themen wie das Baustoff-Recycling aufgreift und junge Menschen damit schon frühzeitig für einen bewussten Umgang mit Gütern des täglichen Bedarfs sensibilisiert. Thomas Beißwenger berichtete in diesem Zusammenhang, dass jeder Baden-Württemberger in der Stunde ein Kilogramm Steine verbraucht, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein. “90 Prozent der Gesteine, die im Hoch- und Tiefbau eingesetzt werden, sind nach wie vor Primärrohstoffe, da Recycling-Material aus technischen Gründen nicht überall eingesetzt werden kann”, sagte er. “Trotzdem ist es wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass wiederaufbereitete Baustoffe überall dort eingesetzt werden, wo es möglich ist.”

Christof Bolay stellte daher fest, dass der GeoKoffer Schüler frühzeitig und nachhaltig mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz in Kontakt bringt. “Ich denke, dass so auch die Wertschätzung für die heimische Natur- und Kulturlandschaft gestärkt wird”, bilanzierte der Kommunalpolitiker. “Nach dem Unterricht mit dem GeoKoffer wird der ein oder andere Schüler sein Umfeld bestimmt anders wahrnehmen und sicherlich auch ein Bewusstsein für eine lokale Baukultur entwickelt haben.”